Wenn ich heute auf Instagram poste, überlege ich, ob es sich noch lohnt, ein Foto zu posten oder ob ich stattdessen lieber ein Reel hochlade, damit es überhaupt irgendwer sieht. Der Videocontent ist immer wichtiger geworden, gerade auf Instagram. Auch in der Pferdefotografie ist dieser Trend, wenn ich es überhaupt noch als Trend bezeichnen kann, angekommen. Während Instagram als versucht wie TikTok zu sein, musste ich mich also mit dem Thema „Videos drehen“ auseinandersetzen.  Ich habe das Gefühl, dass meine Reichweite ohne Reels komplett einbricht. Mittlerweile habe ich richtig Spaß am Erstellen von Reels bzw. kurze Videos für meine Kunden. Egal ob in der täglichen Dressurarbeit oder im Springen auf dem Turnier.

Meine erste Kamera war eine Spiegelreflexkamera von Canon, die gar nicht in der Lage war zu filmen. Trotzdem hatte ich bereits 2013 Spaß am Videoschnitt, allerdings habe ich es dann nicht weiterverfolgt. 2017 ist dann meine Canon EOS 80D eingezogen, die auch eine Videofunktion hat, allerdings habe ich die bis Ende 2021 kaum genutzt. Als das Thema Reels dann auch im Pferdebereich aufkam, habe ich angefangen, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Im letzten Jahr habe ich mir dann die Canon EOS R6 gekauft, mit der fast alle meine Reels aufgenommen sind.

Mittlerweile kommt wohl keine Pferdefotografin um Reels herum und wenn du noch am Anfang von diesem Thema stehst, möchte ich dir heute fünf Tipps geben, die ich gerne gehabt hätte, als ich mit dem Thema Pferdevideos gestartet bin.

Tipp 1: Die Frame Rate beachten

Fangen wir erst mal mit den Basics an. Die Bildrate oder im englischen Frame Rate (FPS; Frames per Second) gibt an, wie viele Bilder pro Sekunde wiedergegeben werden.

Kino- und Spielfilme werden in der Regel mit 24 FPS wiedergeben. Für Sportsendungen werden häufig 30 FPS ausgewählt.

In den meisten Pferdevideos wird sehr gerne Slow Motion genutzt. Damit das Pferd dann auch in einer gleichmäßigen und „smoothen“ Slow Motion über das Hindernis fliegt, muss eine FPS von mehr als 50 gewählt werden.

Sobald das Video um 50 % verlangsamt wird, reduzieren sich die FPS um die Hälfte. Aus 50 FPS werden also 25 FPS. Wenn du also mit 25 FPS gefilmt hast und das Video im Anschluss verlangsamen willst, erhältst du eine wackelige Aufnahme. Ich filme die meisten Videos mit 50 FPS in 4K. Meine Kamera hat auch die Möglichkeit, mit 100 FPS zu filmen. Allerdings „nur“ in Full HD. Das Material ist dann direkt in Slow Motion und kann sogar auf 25 % verlangsamt werden.

Tipp 2: Die Verschlusszeit anpassen

Die Frame Rate ist ausschlaggebend für deine Verschlusszeit. Ein Fehler, den ich am Anfang gemacht habe und mich gewundert habe, warum meine Aufnahmen so ruckelig sind. Wenn du fotografierst, willst du die Bewegung einfrieren, aber nicht, wenn du filmst. In der Praxis bedeutet dies eine Verschlusszeit, die doppelt so hoch ist wie die Frame Rate. Filmst du als in 50 FPS bedeutet dies eine Verschlusszeit von 1/100s. Bei 25 FPS also 1/50s.

Hättest du das gewusst?

Gerade für Reithallen finde ich das super, denn ich habe viel mehr Licht zur Verfügung, als wenn ich mit einer 1/1000s Sekunde ein Foto schießen will.

Tipp 3: Einen geeigneten Ort wählen

Ist es nicht traumhaft, wie in Photoshop Zäune entfernt werden können und auf dem Boden weder Heu noch Dreckreste liegen. Filmst du ein Reel kannst du im Anschluss leider nicht mit dem Stempelwerkzeug störende Elemente entfernen. Also vorher schauen, was im Hintergrund herumsteht. Falls es keine Alternativen gibt, den Abstand zum Hintergrund vergrößern und mit einer offenen Blende filmen. Das schult super den Blick für die Umgebung.

Tipp 4: In 16:9 oder 9:16 aufnehmen?

Instagram und TikTok nutzen das 9:16 Format. Auf beiden Plattformen kannst du die Videos auch im 16:9 Format posten allerdings ist dann oben und unten ein dicker schwarzer Balken.

Ich nehme meine Videos bereits vertikal auf. Dies hat den Vorteil, dass ich später nicht rechts und links „abschneiden“ muss. Dabei können Details verloren gehen oder der Bildausschnitt wirkt auf einmal gar nicht mehr wie im 16:9 Format. Ich kann mich vollkommen auf Pferd und Reiter konzentrieren und sehe bereits in der Kamera, wie die Aufnahme später auf dem Handy zu sehen ist. Externe Monitore können Abhilfe schaffen, falls du doch lieber im 16:9 Format filmen möchtest. Ich sehe mich nicht als „Videograf“ und produziere hauptsächlich Content für Instagram und TikTok und filme daher auch so.

Tipp 5: 4K – Hype oder Verschwendung von Speicherplatz?

Ich habe vor einiger Zeit in einen Beitrag auf Instagram gelesen, bei dem davon abgeraten wurden, in 4K aufzunehmen. Nimmst du dein Video im Querformat auf und passt es dann im Schnitt auf 9:16 an, musst du dein Video einpassen. Nimmst du nicht in 4K auf, verliert das Video dabei an Qualität. Im Querformat hat Full HD eine Auflösung von 1920 x 1080px. Die Reels haben eine Auflösung von 1080 x 1920px. Bedeutet also, um auf die Höhe des Reels zu kommen, vergrößerst du das Video.  4K hat eine höhere Auflösung, weshalb hier keine Probleme aufkommen. Außerdem kann in der Nachbearbeitung reingezoomt werden, zum Beispiel um Aufnahmen zu Begradigen oder für Effekte. Also kein Hype würde ich behaupten und wenn Kamera und Speicherkarte es hergeben, dann nutzen!

Ich hoffe, diese Tipps helfen dir dabei, Reels von deinem Pferd oder deinen Kunden zu erstellen. Vielleicht konnte ich dir auch den Einstieg erleichtern. Ansonsten hilft nur „Learning by Doing“.